(Folge: 2)
Deutsche Übersetzung: L.P.
Das Seminar fand an der Universität Fernando Pessoa von Porto statt (18. Juli 2003)
Emotionale Bindungen in einer Gruppe und zwischen Untergruppen, soziodynamische Untersuchung mit Einbeziehung von eventuellen nicht konventionellen Kommunikationsvorgängen.
Relevanz der Grenze
Sie kann vor der Bildung der Gruppe schon vorhanden
sein, sie kann deren Form, Sammelbecken oder Quelle sein. Versammelt man an
einem bestimmten Ort, in einem bestimmten Rahmen, eine bestimmte Zahl von
Individuen, Schiffbrüchige auf einer unbewohnten Insel, für ein Fernsehshow
(loft story), wegen den Bedürfnissen der Handlung (das Unternehmen wählt Individuen
aus, die sich vorher nicht kannten, und bildet ein „Team“), usw., unterliegen
sie dann der Bedingung –oft ökonomischer Art-, die sie dazu geführt hat, sich
der Gruppe anzuschlieβen (das Überleben, sich einen Lohn verdienen) und
der Tatsache, dass dieser Zweck nur im Rahmen eines Mindestmasses an Zusammenhalt
zwischen den Teilnehmern in Erfüllung kommen kann, welche dann in zahlreichen
Interaktionen verwickelt sind, auch wenn die „Kollegen“ nicht unbedingt attraktiv
sind. Gerade dieser konstitutive Aspekt der Gruppe hat uns dazu geführt, von
einem Team „durch Zwang“ zu reden.
|
Ein anderer konstitutiver Typus könnte mehr auf
der spontanen Herausbildung von gegenseitigen Bindungen beruhen, die selber auf
der Sympathie, der Interessengemeinschaft, dem geteilten Hobby, der Verführung,
der sich ergänzenden Neurosen, usw. beruhen. Obwohl sich eine Menge Illusionen
sich hinter diesem scheinbaren Ideal verbergen können, können wir wohl in
diesem Fall von einem Team „nach freier Wahl“ reden. Eine solche Gruppe
wird in die Situation kommen, ihre Einheit in der gegenseitigen Identifizierung,
in dem Streben nach gemeinsamen Zielen und der Förderung von einer
Wirkungskraft zu finden, die interne Gesetze, Hierarchien und vor allem eine
Grenze produzieren kann, die es ermöglicht, zwischen dem, was der Gruppe
zusammengehört und dem, was ihr fremd ist, zu unterscheiden.
Natürlich können sich auch Zwangsgruppen fortentwickeln
und sich durch Ausschaltung, Hinzuwahl und Zusammenfahren der Wahlgruppen
annähern. Genauso wie die Wahlgruppen, da sie oft das Ergebnis zahlreicher
Projektierungen zwischen den Mitgliedern sind und mit den externen Problemen
konfrontiert werden, werden sich meistens auch in die Richtung von – gar
manchmal heftige – Zwangsformen entwickeln.
Kann die Grenze so einigermaβen der Auslöser
zur Einheit einer Gruppe sein, so sieht man, dass das Funktionieren der Gruppe,
auch wenn es flieβend ist, das Entstehen oder das Verstärken einer Grenze
hervorruft. Der Vorteil der Grenze ist, dass sie eine äuβere Finsternis
schafft: man weiβ ja zwischen dem Guten und dem Bösen zu unterscheiden!
3 Juillet 2004